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Führungen durch die Ausstellung Wut. Macht. Mut.

Das feministische Archiv ausZeiten lädt im Rahmen seiner Ausstellung *Wut. Macht. Mut.*, die zur Zeit im Bochumer Stadtarchiv gezeigt wird, zu drei Führungen ein.

am Donnerstag, 10.11.2022, 17 Uhr

am Mittwoch, 23.11.2022, 17 Uhr

am Samstag, 10.12.2022, 15 Uhr

 

Die Führungen sind offen für alle und kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Führungen finden statt im:

Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47,

44777 Bochum

 

Die Ausstellung *Wut. Macht. Mut. *Wie die Frauen- und Lesbenbewegung gegen Männergewalt kämpfte und was sie erreicht hat, ist *bis Ende Dezember 2022* zu sehen. In den 1970er Jahren entstand im Zuge der Zweiten Frauenbewegung eine breite Bewegung gegen Gewalt gegen Frauen. Ihr Ziel war eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft – nur so könne Männergewalt Einhalt geboten werden. Die Frauen und Lesben demonstrierten, sie organisierten sich in Zentren, autonomen Gruppen und Vereinen, gründeten Frauenhäuser und Frauen-Notrufe, sie übten sich in Selbstverteidigung und Kampfsport oder drohten mit (bewaffneter) Gegenwehr. Von der politischen Arbeit jener Frauen und Lesben zeugen Plakate, Flyer, Protokolle, Interviews und vieles mehr, das in der Ausstellung präsentiert wird. Sie spannen den Bogen des Widerstandes von Frauen gegen Gewalt bis heute.

Die Ausstellung ist Teil eines Projekts von ausZeiten, gefördert vom Digitalen Deutschen Frauenarchiv. www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de

Öffnungszeiten der Ausstellung:

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag: 10:00 bis 18:00 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: 11:00 bis 17:00 Uhr im Stadtarchiv

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Biografie über Helene Badzion

Das Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen hat eine Biografie über die (in einer Frauenbeziehung lebende) NS-Widerstandskämpferin und Mitbegründerin der IG Bergbau Helene Badziong (1917-1998) online gestellt.

 

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Ausstellung: Wut. Macht. Mut.

seit Sonntag, 23. Oktober 2022

Die zweite Frauenbewegung hat in den 1970er-Jahren zum ersten Mal Gewalt gegen Frauen, ausgeübt durch Männer, öffentlich thematisiert und Gegenstrategien entwickelt. Wir fragen uns, in welcher Weise diese Thematisierungen und die unterschiedlichen Strategien der Gegenwehr die heutigen Debatten um sexuelle/sexualisierte Gewalt beeinflussen.

Die Ausstellung und die Eröffnungsveranstaltung stehen im Zusammenhang mit dem derzeitigen Digitalisierungsprojekt von ausZeiten e.V. im Rahmen des Digitalen Deutschen Frauenarchivs DDF: „Wir machen draus ein Frauenhaus“ – Die Entstehung, Vernetzung und Arbeit der autonomen Frauenhausbewegung in NRW.

Veranstaltungsort
Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Wittener Str. 47, 44789 Bochum

In diesem Kontext findet am Donnerstag, den 27. Oktober 2022, um 19:00 Uhr eine Lesung statt mit der Autorin Franziska Benkel und der Schauspielerin Hella Maskus: „Wir haben nichts mehr zu verlieren … nur die Angst“ – Die Geschichte der Frauenhäuser in Deutschland. Unterstützt durch den bochum-fonds und die Buchhandlung Mirhoff & Fischer.
Ort: Buchhandlung Mirhoff & Fischer, Pieperstraße 12, Bochum

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FRAUENLEBEN – FOTOAUSSTELLUNG

Frau oder Fräulein? Job oder Ehe? Kind oder Kultur? Politik oder Party? Sport oder Spaß? Für die digitale Ausstellung „Frauenleben in Gladbeck“ zum Internationalen Frauentag am 8. März 2022 haben Gladbeckerinnen ihre Fotos und Geschichten an die Gleichstellungsstelle und das Museum der Stadt Gladbeck geschickt. Hier sind Sie nun.

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Pierburg: Ihr Kampf ist unser Kampf

Mittwoch, 30. November 2022, 19 Uhr

Dokumentarfilm | Pierburg: Ihr Kampf ist unser Kampf
D, 1974/75, 49 Min., Regie: Edith Schmidt, David Wittenberg

13. August 1973: Weil sie trotz harter Akkordarbeit nach der untersten Lohngruppe 2 bezahlt werden (4,70 DM pro Stunde), starten migrantische Arbeiterinnen bei der Firma Pierburg, dem damals größten Vergaserhersteller für Kraftfahrzeuge und Flugzeuge in Neuss/NRW, für fünf Tage einen „wilden Streik“. Der Film dokumentiert diesen Streik. Die Filmemacher:innen Edith Schmidt und David Wittenberg haben das Material, das während des Streiks von unterschiedlichen Akteur:innen vor Ort gedreht wurde, in Absprache mit den Streikenden montiert und mit eigenen Filmaufnahmen ergänzt.

Mit einer Einführung von Filmkuratorin, Dozentin und Diversity Managerin Aurora Rodonò.

Veranstaltungsort
Henrichshütte Hattingen
LWL-Industriemuseum
Werksstr. 25, 45527 Hattingen

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Uta C. Schmidt mit dem Titel „Aufmüpfige Frauen“ ausgezeichnet!

Stiftung vergibt Titel „Aufmüpfige Frauen“

Der Titel „Aufmüpfige Frauen“ der gleichnamigen Dortmunder Stiftung geht in diesem Jahr an eine Historikerin und an drei Medizinerinnen: Dr. Uta C. Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Koordinations- und Forschungsstelle des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW und Initiatorin dieser Website frauen/ruhr/geschichte, wird als „geschichtsbewusste Feministin“ ausgezeichnet.

Sylvia Groth, Kristina Hänel und Helga Seyler erhalten den Preis, weil sie „das Selbstbestimmungsrecht der Frauen zum §219a und §218 vertreten und die Kämpfe der Frauenbewegung fortgeführt haben“.

Die Stiftung Aufmüpfige Frauen vergibt seit 2006 alle zwei Jahre die mit 3.000 Euro dotierten Auszeichnung.

frauen/ruhr/geschichte gratuliert sehr herzlich der Kollegin Uta C.!

Infos: http://www.stiftung-aufmuepfige-frauen.de

 

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Erinnerungskultur in Rheinhausen – auf zum neuen „Lene-Reklat-Park“

In Rheinhausen wird ein Park nach der Duisburgerin Lene Reklat benannt: Helene (Lene) Reklat (geb. Lennertz), 14.06.1914 in Krefeld geboren, war seit 1945 Mitglied der SPD und Ehefrau eines Eisenbahnarbeiters in Rheinhausen. Sie war bereits seit 1928 in der dortigen Arbeiterwohlfahrt aktiv und gehörte 18 Jahre lang (1956-1975) dem Rat der damals noch eigenständigen Stadt Rheinhausen an. Frau Reklat organisierte mit ihrem Mann seit 1955 Sommerfreizeiten für jährlich bis zu 400 Rheinhausener Kinder. Des Weiteren leitete sie seit 1956 für 28 Jahre die Rheinhausener Arbeiterwohlfahrt und gehörte zu den Initiatoren des AWO-Heimes an der Ringstraße. 1990 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und 1995 aus der Hand des Ministerpräsidenten den Verdienstorden des Landes NRW. Dem Seniorenzentrum der AWO an der Friedrich-Ebert-Straße gab sie 2004 den Namen. Frau Reklat verstarb am 27.07.2008 im Alter von 94 Jahren.

 

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Film: Hertha Hoffmann – Vertreibung einer Dortmunder Unternehmerin

Die jüdische Unternehmerin Hertha Hoffmann (1892-1990) war eine Pionierin der Automobilbranche in Dortmund und engagierte sich zudem auf sozialem Gebiet und in der Frauenrechtsfrage. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 geriet sie als Linke, Jüdin und erfolgreiche Unternehmerin schnell ins Visier der neuen Machthaber. Sie war Willkürmaßnahmen gegen ihren Betrieb und Drohungen gegen ihre Person ausgesetzt. Noch 1933 floh sie nach Palästina.

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Nadja Abt bei Urbane Künste Ruhr

Nadja Abt war von April bis Juni 2022 Artist-in-Residence der Urbanen Künste Ruhr. Die kosmopolitische Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin machte in dieser Zeit im Ruhrgebiet ganz spezielle Erfahrungen. Mehr dazu im Interview auf www.gender-blog.de

 

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Podcast: Frauen und Töchter

Frauen hatten es in der Welt der Stahlkocher lange schwer, noch in den 1970er-Jahren mussten sie mit diversen Einschränkungen und Vorurteilen leben. Trotzdem haben viele Hoeschianerinnen den Stahlkonzern in Dortmund geprägt – ob als Arbeiterin, als Betriebsrätin, Führungskraft oder Demonstrantin. Geprägt haben den Mutterkonzern Hoesch aber auch innovative Tochterunternehmen. Davon wird in der elften Folge des Podcasts „Hoesch.150“ berichtet: https://hoesch150.podigee.io/13-folge-12-

Hoesch prägt Dortmund wie kein anderes Unternehmen – bis heute. Erstaunlich, denn den Stahlkonzern gibt es längst nicht mehr. Viele Dinge, für die die 600.000-Einwohner-Metropole heute bekannt ist, sind eng verknüpft mit Hoesch – zum Beispiel der BVB, die Nordstadt und der Phoenix-See. Sie sind das Ergebnis einer großen Unternehmensgeschichte, die vor genau 150 Jahren mit der Gründung begann. Die Dortmunder Journalisten Kay Bandermann und Till Krause wandern auf den Spuren des Konzerns und erzählen im Podcast „Hoesch.150“ vom Aufstieg und Niedergang des Stahlunternehmens.

Mit Isolde Parussel, Rita Schenkmann-Raguse und anderen.

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Online-Ausstellung „Frauen. Fußball. Geschichte“

Die Online-Ausstellung Frauen. Fußball. Geschichte widmet sich der wechselvollen Entwicklung des Frauenfußballs, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit der Gründung erster Frauen-Teams in England einsetzte. Neben Talent und Spielfreude sind seither Widerstandskraft, Idealismus und Pioniergeist als prägendste Eigenschaften bei den Sportlerinnen gefragt, denn auch in Deutschland sollte es lange dauern, bis das Engagement der Frauen im und für den Fußballsport gesellschaftlich anerkannt wurde.

Die Ursprünge der weiblichen Teilhabe an der populärsten Sportart in unserem Land liegen dabei sehr viel länger zurück, als das die gerade einmal vor fünf Jahrzehnten erfolgte Aufhebung des Frauenfußball-Verbots durch den Deutschen Fußball-Bund erahnen lässt. „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich“ – das geflügelte Wort von Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter fußt zweifelsohne auf dem Engagement vieler starker Frauen.

Der Brückenschlag von den schwierigen Anfängen zu den weltweit beachteten Festivals des Frauenfußballs bei Europa- und Weltmeisterschaften wird im Folgenden anhand von zahlreichen Bilddokumenten und Exponaten aus der Dauerausstellung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund vollzogen.

Die Online-Ausstellung kann mit einem Klick auf „Pageflow starten“ auf dieser Seite besucht werden.

 

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Vortrag: Frauen und Männer im Krieg. Europäische Erfahrungsgeschichten

Vortrag: Prof. Dr. Maren Röger, Universität Augsburg / Bukowina-Institut
Moderation: Dr. Andrea Genest, Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Fürstenberg/H.

Der Zweite Weltkrieg veränderte den Alltag der europäischen Bevölkerungen tiefgreifend. Millionen Frauen übernahmen weitere Rollen, sei es aus ökonomischem Zwang, aus Interesse an erweiterten Handlungsräumen oder politischem Willen. Sie leisteten Hilfsdienste in den Armeen oder kämpften mit der Waffe, auch in Partisanenbewegungen. Millionen Männer wurden in die kämpfenden Armeen eingezogen, wo spezifische Männlichkeitskulturen gepflegt wurden.

In ihrem Vortrag gab Maren Röger am Dienstag, 23. November 2021, einen Überblick über Erfahrungswelten der europäischen Bevölkerungen mit einem besonderen Fokus auf veränderten Geschlechterrollen sowie Erfahrungen sexualisierter Gewalt, die Frauen in unterschiedlichen Ländern machten.

Die Teilnahme wurde aufgezeichnet und kann abgerufen werden unter https://www.topographie.de/livestream/.

Vortragsreihe „Alltag unter deutscher Besatzung in Europa 1939–1945”, in Kooperation von Topographie des Terrors mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, konzipiert mit Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer, Historisches Seminar, Bergische Universität Wuppertal.

 

 

 

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Doris Freer: Die ersten Frauen in der Duisburger Stadtverordnetenversammlung

in: Duisburger Forschungen. Schriftenreihe für Geschichte und Heimatkunde Duisburgs, Bd. 63, Essen 2021, S. 101-187

„Anlässlich der 100-jährigen Wiederkehr der Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland hat die Historikerin und ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Duisburg die Geschichte der weiblichen Stadtverordneten in Duisburg untersucht. Der Beitrag spannt einen weiten Bogen von den Anfängen der Frauenwahlrechtsbewegung über die Zeit der Weimarer Republik bis in die NS-Zeit mit ihrem erneuten Ausschluss von Frauen aus der Lokalpolitik. Mit dieser Darstellung leistet Freer für die Duisburger Stadtgeschichte Grundlagenforschung zur politischen Partizipation von Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Beitrag wird abgerundet durch Kurzbiografien der weiblichen Stadtverordneten in Duisburg.“

Auszug aus der Einführung in den Band von Dr. Andreas Pilger, Leiter des Duisburger Stadtarchivs

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Neuerscheinung: Oma Bismarck erinnert sich. Aufgeschrieben von Luzi W.

Heimatbund Gelsenkirchen e. V. (Hg.): Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit, Heft 29: Oma Bismarck erinnert sich. Aufgeschrieben von Luzi W. Bearbeitet von Hans-Joachim Koenen, Gelsenkirchen 2021, 80 Seiten, 5,00 €

Oma Bismarck, so wurde Luzi W. von den Enkelkindern kurz genannt, wegen des Stadtteils in dem sie wohnte. Im neuen Heft vom Heimatbund werden ihre Erfahrungen, etwa als Kind in Schalke vor hundert Jahren, in ihren eigenen Worten bildhaft erzählt.

Es sind die authentischen Worte einer einfachen Frau, die ihre die Erinnerungen im Alter von 76 Jahren für ihre Enkelkinder aufgeschrieben hatte. In kurzen Episoden beschrieb Luzi, was sie – 1915 geboren – in der Jugend, vor und während des Krieges und in der Nachkriegszeit erlebte. Hans-Joachim Koenen vom Heimatbund hat diese Niederschrift seiner Tante 30 Jahre lang verwahrt. Heute, entschied er, ist die Zeit gekommen, diese Geschichten zu veröffentlichen. „Aber nur ein Abdrucken des Textes kam für mich nicht infrage,“ sagte der Hobbyhistoriker, der für die Heftereihe „Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit“ verantwortlich ist. Daher hat er sich der die Mühe gemacht, Hintergrundwissen und entsprechende Bilder (private Familienaufnahmen, Ansichtskarten, Archivfotos und -dokumente) mit einfließen zu lassen. So präsentiert ist das Erlebte noch interessanter und bildhafter.

Auswahl aus dem Inhalt

Der Klapperstorch • Die Prügelstrafe • Die kaputte Thermosflasche • Hanna hatte geschwätzt • Die zertrümmerte Geige • Das sündige Freibad • Das Hochzeitspaar wird verflucht • Tante Threschen • Der Kinderverführer • Die Blechschlange • Der goldene Stab • Die Schleuderbüchsen • Der Katzenquäler • Der gute Gartendünger • Der Pastor geht zu einem Sterbenden • Ein Engel schwebte durch Zimmer • Das Gedicht für den Bischof • Die Beichte • Die Todsünden • Die Kanu-Regatta • Die Verlobungsreise • Gesucht, gefunden

Die Bombe • Die ausgebrannte Tankstelle • Der Verräter schläft nicht • Gelsenkirchen brennt • Der Kühlturm wird getroffen • Der Blindgänger • Der Erdbunker • Glück im Unglück • Der Krieg ist zu Ende

Alle Wohnungen werden durchsucht • Die Kanalbrücke wurde gesprengt • Das Fährunglück • Der erste Heimkehrer • Die Hungersnot • Die Schwarzbrennerei • Eine tolle Schnapsidee • Das Geschäft mit dem Tabak • Hunger tut weh • Raffiniert muss man sein • So eine doofe Kuh • Singen macht froh • Mein Vater, der Lebenskünstler

Bestellungen auf Rechnung (zzgl. Porto als Großbrief zzt. 1,55 Euro) per E-Mail an: info@heimatbund-gelsenkirchen.de oder per Post an Heimatbund Gelsenkirchen e. V., Mozartstraße 13, 45884 Gelsenkirchen.

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Denkmal für Helene Wessel umstritten

Ausschreibung: Denkmal für Helene Wessel – Eine der vier Mütter des Grundgesetzes

Helene Wessel war eine von nur vier Frauen, die als Mitglieder des Parlamentarischen Rates im Jahr 1949 an der Erstellung unseres Grundgesetzes mitgewirkt haben.  Als einer dieser vier „Mütter“ des Grundgesetzes sollte ihr – auf Vorschlag des NRW-Heimatministeriums – ein Denkmal im Dortmunder Stadtgarten gesetzt werden.

Helene Wessel war zeitlebens eine überzeugte Pazifistin und kämpferische Demokratin. Das Denkmal soll so zum einen an die historischen Leistungen einer beeindruckenden Frau erinnern, gleichzeitig aber auch Mahnung in unserer heutigen Zeit der Demokratiegefährdung und Politikverdrossenheit sein.

Doch nun ist die Denkmalsetzung umstritten, denn die Fürsorgerin Helene Wessel hat nicht nur die Grundlagen heutiger Gleichstellungspolitik im Grundgesetz gelegt, sondern zugleich auch in Fürsorgefragen umstrittene eugenische Positionen vertreten.

Weitere Informationen hier.

 

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Eine Anregung aus Berlin für die Forschung im Ruhrgebiet: Feminismus in der frühen Gewerkschaftsbewegung (1890-1914)

Feminismus in der frühen Gewerkschaftsbewegung (1890-1914)
Die Strategien der Buchdruckerei-HilfsarbeiterInnen um Paula Thiede

Paula Thiede war die erste Frau, die die Leitung einer Gewerkschaft übernahm. Möglich wurde dies durch die Handlungsmacht der gut organisierten Hilfsarbeiterinnen im Druckgewerbe. Gemeinsam mit solidarischen Kollegen entwickelten sie Strategien, um die Anliegen von Gleichberechtigung und Gewerkschaftsarbeit zu verbinden und ihre Interessen erfolgreich zu vertreten. Uwe Fuhrmann geht dieser bislang unbekannten Geschichte einer außergewöhnlichen Gewerkschaft im Deutschen Kaiserreich nach.

Die Buchdruckerei-HilfsarbeiterInnen um Paula Thiede demonstrieren die vergessenen Möglichkeiten einer ganzen Epoche – eine Geschichte, die auch heute erstaunlich aktuell ist, wenn es um die Frage nach Gleich- und Ungleichbehandlung im Sinne der Emanzipation geht.

Das im transcript-Verlag im August 2021 erschienene Buch des Historikers Uwe Fuhrmann steht dort als Open Access zur Verfügung.

 

 

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Mitbegründerinnen von frauen/ruhr/geschichte erhalten Preis

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe verleiht seinen LWL-Preis für westfälische Landeskunde an die beiden Historikerinnen Susanne Abeck (Essen) und Uta C. Schmidt (Dortmund)

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vergibt seinen mit 3.100 Euro dotierten LWL-Preis für westfälische Landeskunde in diesem Jahr an die Historikerinnen Susanne Abeck aus Essen und Uta C. Schmidt aus Dortmund. Abeck und Schmidt wird die Auszeichnung für zahlreiche gemeinsame Projekte und Forschungen der westfälischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts verliehen.

„Susanne Abeck und Uta Schmidt haben in jahrzehntelanger ehrenamtlicher und freiberuflicher Tätigkeit für die Forschung und Vermittlung der westfälischen Landeskunde wegweisende Arbeiten vorgelegt, unter anderem zur Geschichte der Industriekultur, zum ‚Dritten Reich‘ im Ruhrgebiet, zur Migrations-, Arbeiter-, Frauen- und Geschlechtergeschichte, zur Erinnerungskultur im Ruhrgebiet sowie zur Unternehmens- und Konsumgeschichte“, heißt es in der Begründung des Rates für westfälische Landeskunde. „Darüber hinaus haben beide durch ihre ehrenamtliche Arbeit mit einer außergewöhnlichen Bandbreite an unterschiedlichen Vermittlungsformaten wie Publikationen, Ausstellungen, Medienbeiträgen und Internetangeboten – von dem bundesweit beachteten Internetportal zur Frauengeschichte über Blogs bis hin zu Podcast-Serien – ein ungewöhnlich breites Publikum aller Altersstufen für die Landeskunde begeistert“, so der Rat weiter.

Die 1962 in Essen geborene Abeck studierte an der Ruhr-Universität Bochum Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft. Nach dem Studium war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ausstellung „Feuer & Flamme“, hat drei Jahre lang u. a. freiberuflich für das Rheinische Industriemuseum in Oberhausen gearbeitet und war von 1998 bis 2009 Geschäftsführerin des Forums Geschichtskultur an Ruhr und Emscher. 2009 hat sie sich mit einem Büro für Geschichtskommunikation selbständig gemacht. Daneben ist sie als Lehrbeauftragte an der Ruhr-Universität Bochum und als Dozentin der Museumsakademie „Musealog“ in Emden tätig.

Dr. Uta Schmidt, die 1958 in Herne geboren wurde, lebt heute in Dortmund. Sie studierte Neuere Geschichte, Mittelalterliche Geschichte und Kunstgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum, 1992 promovierte sie an der Universität Bielefeld zum Thema „Theorie-und Methodenprobleme einer feministisch perspektivierten Geschichtswissenschaft“. Schmidt war Mitarbeiterin verschiedener Forschungsprojekte an den Universitäten Bonn und Hannover sowie am Zentrum für Zeithistorischen Forschung Potsdam und beim Kreis Steinfurt. Seit 2008 ist sie Projektleitung und Autorin von frauen/ruhr/geschichte. Von 2009 bis 2017 war sie Lehrbeauftragte an der Universität Duisburg-Essen. Seit 2017 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Koordinations- und Forschungsstelle des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Frauen- und Geschlechterforschung, Erinnerungskultur und regionales Geschichtsbewusstsein sowie Forschung und Vermittlung an den Schnittstellen von Raum, Wissen, Geschlecht und Macht.

Seit 2008 arbeiten Abeck und Schmidt gemeinsam an der Forschungsplattforum frauen/ruhr/geschichte.

Hintergrund
Der LWL vergibt seinen LWL-Preis für westfälische Landeskunde (früher Förderpreis) jährlich an ehrenamtlich engagierte Personen, die einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur westfälischen Landeskunde geleistet haben. Er soll diejenigen unterstützen, die meist ohne den ideellen und finanziellen Rückhalt einer großen Universität in ihrer Freizeit wesentliche Arbeitsergebnisse erbringen.

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Neuerscheinung: Das Patriarchat der Dinge

Rebekka Endler: Das Patriarchat der Dinge. Warum die Welt Frauen nicht passt, Dumont Verlag, Köln 2021, 336 Seiten, ISBN 978-3-8321-8136-9, 22,00 €

WIE FÜR MÄNNER GEMACHTES DESIGN UNSER LEBEN BESTIMMT

Unsere Umwelt wurde von Männern für Männer gestaltet. In ›Das Patriarchat der Dinge‹ öffnet Rebekka Endler uns die Augen für das am Mann ausgerichtete Design, das uns überall umgibt. Und sie zeigt, welche mitunter lebensgefährlichen Folgen es für Frauen hat. Unsere westliche Medizin ist beispielsweise – mit Ausnahme der Gynäkologie – auf den Mann geeicht: von Diagnoseverfahren und medizinischen Geräten bis hin zur Dosierung von Medikamenten. Aber auch die Dummys für Crashtests haben den männlichen Körper zum Vorbild – und damit das ganze Auto samt Airbags und Sicherheitsgurten. Der öffentliche Raum ist ebenso für Männer gemacht: Architektur, Infrastruktur und Transport, sogar die Anzahl öffentlicher Toiletten oder die Einstellung der Temperatur in Gebäuden.

Wer überlebt einen Herzinfarkt? Wer friert am Arbeitsplatz und für wen ist er gestaltet? Für wen sind technische Geräte leicht zu bedienen? Für wen ist das Internet? Das Patriarchat ist Urheber und Designer unserer Umwelt. Wenn wir uns das bewusst machen, erscheinen diese Fragen plötzlich in einem neuen Licht.

Leseprobe

 

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§ 218 und die Frauenbewegung. Akteurinnen – Debatten – Kämpfe.

Vor 150 Jahren trat der § 218 in Kraft und ist seither zentrales Thema feministischer Kämpfe. In über 40 Beiträgen aus Wissenschaft, Kultur und Aktivismus blicken die Autor*innen auf unterschiedliche Zeiten, politische Systeme und stellen Akteur*innen und Debatten vor.

Die feministischen Erinnerungseinrichtungen des i.d.a.-Dachverbandes öffneten ihre Archive in Deutschland, Österreich, Luxemburg, Italien und der Schweiz. Einmalige Streitschriften, seltene Protokolle und erstmals digitalisierte Fundstücke sind in dem Dossier zusammengetragen.

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Künstlerische Recherche-Residenz zu Fasia Jansen: Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz

Nach einem Juryentscheid am 30. Juli 2020 sind Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz vom Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund | Köln und Interkultur Ruhr zu einer zweimonatigen Recherche-Residenz eingeladen worden. Die Ergebnisse aus ihrer Beschäftigung mit der verstorbenen Aktivistin und Liedermacherin Fasia Jansen aus Oberhausen werden im Frühjahr 2021 im Rahmen des Internationalen Frauenfilmfestivals in Dortmund präsentiert.

Die Kunst- und Kulturproduzentinnen Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz werden mit einer Schwarzpositionierten künstlerisch-kulturhistorischen Recherche Fasia Jansens Leben und Wirken in Zusammenhängen der regionalen, aber auch der globalen Schwarzen Bewegung untersuchen. “Der Großteil der bereits entstandenen Recherchen, Bücher, Filme und Archive zu Fasia Jansen wurde von weißen Autor*innen verfasst und gesammelt. Dies spiegelt sich in dem Diskurs um Fasia Jansen wider: So wird beispielsweise nur beiläufig auf das bis jetzt wenig recherchierte Netzwerk Schwarzer Akteur*innen, das sie im Ruhrgebiet, aber auch international umgab, eingegangen,” heißt es in ihrem Bewerbungsschreiben. „Als Schwarze deutsche Kunstschaffende und Aktivistin nimmt Fasia Jansen, die sich weltweit insbesondere für Frauenrechte und Frieden eingesetzt hat, eine einzigartige Position in der Geschichte des Ruhrgebiets und Deutschlands ein.“

“Wir sind froh, mit Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz Residentinnen gefunden zu haben, die sich als kritische Erbinnengemeinschaft verstehen. Sie wollen bisher unsichtbare soziopolitische Einbindungen von Fasia Jansen untersuchen und ihre Geschichte auf selbststärkende Potentiale für Schwarze Bewegungen des heutigen Ruhrgebiets hin untersuchen”, so die fünfköpfige Jury, bestehend aus Betty Schiel (IFFF Dortmund | Köln), Ella Steinmann (Theater Oberhausen), Eva Busch (atelier automatique), Maxa Zoller (IFFF Dortmund | Köln), Johanna-Yasirra Kluhs (Interkultur Ruhr).

Über die Residentinnen:

Princela Biyaa lebt seit über 8 Jahren im Ruhrgebiet. Wichtige Schritte zur Unterstützung der Sichtbarmachung Schwarzer Perspektiven, dem Diskurs deutscher kolonialer Vergangenheit und postkolonialer Gegenwart im Ruhrgebiet waren für sie die Mitbegründung der PoC Gruppe Bochum/Dortmund und des Postkolonialen Lesekreises der PoC AG an der TU Dortmund. Neben ihrem Engagement und Forschungen im akademischen Kontext ist sie seit mehreren Jahren im aktuellen Diskurs um die Anerkennung postmigrantischer Perspektiven und (Mehrfach)Zugehörigkeiten aktiv. Diesbezüglich ist sie in verschiedenen sozialen Projekten tätig, wie z.B. Projekt Ankommen e.V. und Familienzukunft. Derzeit konzipiert sie eine Workshopreihe zum Thema „Self Care and Community Care” für den vkii und arbeitet als Kuratorin an dem Projekt “Du denkst, du kennst Dortmund” (Arbeitstitel), welches lokalen Kunst- und Kulturschaffenden Akteur*innen der Nordstadt Gehör und Sichtbarkeit geben wird. Ab Juli 2020 arbeitet sie als Bildungsreferentin des Kompetenzzentrums Anti-Schwarzer Rassismus bei Each One Teach One e.V..

Marny Garcia Mommertz hat 2018 in Den Haag den Verein Afro Student Association mitgegründet, um mit internationalen Schwarzen Studierenden eine geschütztere Plattform des Austausches zu bilden und sich für positive Selbstrepräsentation von und für Schwarze im Stadtbild einzusetzen. Durch längere Aufenthalte in der Karibik, Südamerika, Nordamerika, Europa und Westafrika hat sie ein sich ständig erweiterndes globales Verständnis von Schwarzsein. So absolvierte sie zum Beispiel ein Praktikum bei der Bürger*innenrechtsbewegung Y’En A Marre in Dakar (Senegal) mit den Zielen, Strategien der Mobilisierung Schwarzer Menschen kennenzulernen und ihr Netzwerk zu erweitern. Als freie Mitarbeiterin am Goethe-Institut Salvador-Bahia betreute und unterstütze sie u.a. internationale Kunstschaffende der Künstler*innenresidenz Vila Sul. Durch die Arbeit mit internationalen Schwarzen Kunstschaffenden im Kontext der Stadt Salvador hat sie tiefe Einblicke in verschiedene Praktiken erworben, bei denen Selbstrepräsentation oder Aktivismus mit Kunst verwoben sind. Seit Januar 2020 arbeitet sie als kuratorische Assistenz beim Hartware MedienKunstVerein e.V. in Dortmund.

Beide Residentinnen sind Mitbegründerinnen der Association of Black Arti_ists, die die Selbstrepräsentation von Schwarzer Kunst und Künstler*innen in Europa stärken möchte.

www.interkultur.ruhr/kalender/juryentscheid-zur-kuenstlerischen-recherche-residenz-fasia-jansen

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Gleichstellung von Frauen an Hochschulen: Professor*innen als Gatekeeper

Trotz vieler gleichstellungspolitischer Initiativen können Männer an deutschen Hochschulen nach wie vor leichter Karriere machen. Zwar hat der Frauenanteil in der Wissenschaft kontinuierlich zugenommen, er sinkt aber mit steigender Qualifikation. Weniger als jede vierte Professur in Deutschland ist heute mit einer Frau besetzt. Zudem verdienen sie schlechter als ihre männlichen Kollegen. Was wissen die Betroffenen selbst über Gender- und Gleichstellungsfragen und (wie) setzen sie das als Führungskräfte im beruflichen Alltag um? Das fragt eine aktuelle Studie aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Für das vom NRW-Wissenschaftsministerium geförderte Projekt* befragten Soziologinnen unter Leitung von IAQ-Direktorin Prof. Dr. Ute Klammer 40 Professor*innen aus unterschiedlichen Fachgebieten. Wie die Auswertung der an vier NRW-Universitäten geführten Interviews zeigt, befürworten die Befragten beiderlei Geschlechts grundsätzlich die Frauenförderung. Viele sehen allerdings einen Konflikt zwischen der Bestenauswahl/Exzellenz und der politischen und rechtlichen Vorgabe, dass Frauen und Männern gleich stark vertreten sein sollen. „Aber was die Besten ausmacht, wird nicht hinterfragt“, kritisiert Klammer. Vielmehr stelle sich die Arbeitskultur in der Wissenschaft zunehmend als „Kampfarena“ mit starker Wettbewerbsorientierung dar und trage mit dazu bei, dass gerade Frauen immer noch häufig aus der wissenschaftlichen Karriere aussteigen.

An der Vereinbarkeit von Beruf und Sorgearbeit wird unter dem Stichwort „Familienfreundlichkeit“ an vielen Hochschulen seit langem gearbeitet. Allerdings drohe die Gefahr, dass sich die Geschlechterstereotypen verfestigen, wenn die besonderen familiären Belastungen von Frauen thematisiert werden, befürchten die Forscherinnen. Deshalb sollten auch Männer stärker als Sorgetragende angesprochen werden.

Die Gleichstellungsforschung könnte helfen, auch andere strukturelle Probleme an den Hochschulen besser zu erkennen. Etwa Fragen, wie mehr Beschäftigungssicherheit für den wissenschaftlichen Nachwuchs geschaffen wird, wie alternative Qualifizierungswege jenseits von Habilitation und Juniorprofessur mehr Anerkennung erfahren können und wie sich der Trend zur kurzfristigen Projektfinanzierung wieder umkehren lässt zugunsten einer verlässlichen Grundfinanzierung. Klammer: „Es geht um die fundamentale Frage: Was ist unser Verständnis von guter, von exzellenter Wissenschaft – und wie können wissenschaftliche Einrichtungen so aufgestellt werden, dass uns keine Talente – Frauen wie Männer – verloren gehen?“

Link zur Publikation.

Quelle: Ulrike Bohnsack Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats, Universität Duisburg-Essen

 

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Die „Work-Life-Balance“ bürgerlicher Männer im 19. Jahrhundert

Wie können Arbeits- und Privatleben in Einklang gebracht werden? Welche Folgen hat es, wenn das Verhältnis zwischen beiden nicht ausgeglichen ist? Das Problem gab es schon lange, bevor die „Work-Life-Balance“ Forschungsthema verschiedener Disziplinen wurde. Dr. Eva Ochs vom Institut für Geschichte und Biographie der FernUniversität in Hagen befasste sich in ihrem Habilitationsprojekt „Beruf als Berufung? Die Work-Life-Balance bürgerlicher Männer im 19. Jahrhundert“ mit historischen Entwicklungen, die zu Spannungen zwischen Beruf und Privatleben führten. Und wie gingen Männer damit um, dass ein neues Berufsethos und ein geändertes Familienideal an ihnen zerrten?

Wie können Arbeits- und Privatleben in Einklang gebracht werden? Welche Folgen hat es, wenn das Verhältnis zwischen beiden nicht ausgeglichen ist? Das Problem gab es schon lange, bevor die „Work-Life-Balance“ Forschungsthema verschiedener Disziplinen wurde. Dr. Eva Ochs vom Institut für Geschichte und Biographie der FernUniversität in Hagen befasste sich in ihrem Habilitationsprojekt „Beruf als Berufung? Die Work-Life-Balance bürgerlicher Männer im 19. Jahrhundert“ mit historischen Entwicklungen, die zu Spannungen zwischen Beruf und Privatleben führten. Und wie gingen Männer damit um, dass ein neues Berufsethos und ein geändertes Familienideal an ihnen zerrten?

„Aufstrebendes Bürgertum“ verändert Familienverhältnisse

Verändert hatte sich das Verhältnis innerhalb von Familien, die dem aufstrebenden Bürgertum – also vor allem Unternehmer, höhere Beamte und freiberuflich Tätige –angehörten, bereits seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts: „Die patriarchalische Grundordnung mit dem ‚Hausvater‘, der der Familie vorsteht und über alle im Haus bestimmt, blieb zwar bestehen“, erläutert Eva Ochs. „Nun erfolgte aber eine Emotionalisierung, die den familiären Binnenraum gegen das Hausvater-Modell abgrenzte.“

Der bürgerliche Ehemann und Vater sollte einerseits eine führende Rolle als fürsorgliches Familienoberhaupt übernehmen, er durfte in der Familie auch Gefühle zeigen. Andererseits musste er in der grauen Berufswelt draußen beim „harten Kampf ums Überleben“ seinen Mann stehen – mit „männlichen Eigenschaften“ wie Mut, Tatkraft, Vernunft oder Energie: „Das führte zu inneren Spannungen.“

Den „bürgerlichen Frauen“ wurden ab dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ein anderer „Geschlechtscharakter“ zugeschrieben: der weibliche. Die führende Rolle der Männer wurde nun mit biologischen Argumenten begründet, die sich aus der physischen Konstitution der Frau, dem angeblich „schwachen Geschlecht“, ergeben sollten. Daraus wurden wiederum psychische Eigenschaften abgeleitet: Hingebung, Fürsorge, Zuneigung, Duldungsfähigkeit. Danach seien Frauen dafür zuständig, den Nachwuchs aufzuziehen – zuhause und in Berufen der Pflege und Fürsorge.

„Natürlich gab es diese ‚Eigenschaften‘ auch schon früher, jetzt bemühte man sich erstmals um eine Systematisierung“, stellt Ochs fest. „Die geschlechtsspezifischen Zuschreibungen spielten im Bürgertum eine ganz große Rolle. Das ‚Erbe‘ spürt man heute noch bis hin zu der Frage, wer Führungspositionen innehat.“

Leistungsethos und Ausbildung

Damit unterschied sich das bürgerliche Selbstbild erheblich von dem des standesmäßig konkurrierenden Adels, das nicht auf emotionaler Nähe und Gefühl beruhte, sondern auf „funktionellem Zusammenkommen“: Die adligen Ehepartner erfüllten vorgegebene Funktionen, besonders im repräsentativen Bereich. Seine gesellschaftliche und politische Stellung leitete der Adel aus seiner Geburt ab.

Das Bürgertum definierte sich dagegen durch Besitz bzw. Bildung. Daraus entwickelte es ein besonderes berufliches Leistungsethos, aus dem es Herrschaftsansprüche ableitete. „Dieses fast sakrale Arbeits- und Leistungsethos fand sich sogar auf Grabsteinen wieder mit Inschriften wie ‚Rastlose Tätigkeit‘, ‚Nimmermüdes Tun‘ – das war als Norm gesetzt“, so Ochs.

Dieses Ethos lastete besonders auf den Männern, die gleichzeitig fürsorgliche Väter und Ehemänner sein und einen Platz in der bürgerlichen Geselligkeitskultur einnehmen sollten: „Das führte zu inneren Spannungen.“

Hoher Stellenwert der Bildung

Natürlich hat es auch vorher emotionale Wärme in der Familie gegeben, jedoch wurde sie jetzt erstmals bewusst wahrgenommen und thematisiert: „Der Nachwuchs musste ja erst einmal viel Aufmerksamkeit und Zuneigung erhalten, um die ganzen Leistungskriterien und Bildungswerte in ihn zu ‚verpflanzen‘.“ Denn er konnte nicht mehr – wie etwa in einem Handwerksbetrieb – den Vater nachahmen: „Der bürgerliche Vater arbeitete aushäusig, hatte vielleicht sogar studiert. Solche Wurzeln mussten für den Nachwuchs erst noch gelegt werden.“

Dafür wurde die bürgerliche Familie zum „Nest“ mit einer emotionalen Binnenstruktur, in dem das Leistungsethos dem Nachwuchs vermittelt wurde.

Zur Vorbereitung auf eine bürgerliche Karriere gehörte eine gute Ausbildung, die nicht nur Fachwissen vermittelte, sondern auch bestimmte Werte. Sie diente so auch der Herausbildung von Persönlichkeit. Daher hatte Bildung einen hohen Stellenwert. Ziele waren rationale Lebensführung mit vorausschauender Planung, Bedenken notwendiger Schritte und „Ansparen für die Zukunft“, aber auch die Emotionalisierung und Intimisierung des Familienlebens.

„Weiße“ und „schwarze“ Schafe

Trotz der Fokussierung auf die Unternehmensnachfolge erweiterten viele Söhne von Gründern – die sich dem Aufbau des Unternehmens widmeten – ihre Perspektiven. Durch die bessere Ausbildung und ihre guten finanziellen Lebensumstände konnten sie durch die Beschäftigung mit Kultur und mit Kulturreisen ihren Horizont erweitern.

Andererseits konnten oder wollten viele Bürgersöhne den elterlichen Anforderungen nicht genügen. Oft waren dies Zweitgeborene. Die Familien versuchten häufig, sie mit Geld oder Strafen doch noch auf den rechten Weg ins väterliche Unternehmen zu bringen oder das Scheitern zu vertuschen. Viele „schwarzen Schafe“ sollten im Ausland bei befreundeten Kaufleuten hartes Arbeiten lernen, z.T. in Übersee. Zum Teil mit Erfolg. Es gab aber auch Männer, die in der Fremde verarmten, alkoholsüchtig wurden und starben.

Aufstieg aus eigener Kraft

Interessant im Zusammenhang mit ihrem Selbstverständnis ist, wie erfolgreiche bürgerliche Männer ihren Weg bis nach oben deuteten: als ihren eigenen Erfolg. „Alle definieren sich darüber, ihren Aufstieg aus eigener Kraft erreicht zu haben, egal, wie gut ihre finanziellen, sozialen oder kulturellen Startbedingungen waren. Auch die, die aus Unternehmerfamilien stammten wie die Söhne von Werner von Siemens“, so Ochs. „Dieses Narrativ war für die bürgerlichen Männer ungeheuer wichtig.“

Das galt auch für die aus bildungsbürgerlichen Familien Stammenden wie z.B. Rudolph von Delbrück, ein enger Mitarbeiter Bismarcks. Ochs: „Die bildungsbürgerlichen Männer charakterisierten ihr Studium, das sie zu erfolgreichen Anwälten, Ärzten oder Beamten gemacht hatte, als etwas, was auch ihre Persönlichkeit gebildet hatte. Durch die Auseinandersetzung mit zentralen bürgerlichen Werten war es mehr als ein ‚Brotstudium‘.“

Spagat zwischen Beruf und Familien

Viele bürgerliche Männer hatte jedoch das Empfinden, bei dem schwierigen Spagat zwischen Berufsethos und Familienleben keine wirkliche Balance zu finden. So beklagte etwa der Soziologe und Nationalökonom Max Weber seine eingeengte Rolle und beneidete die Frauen um „ihr natürliches Gleichgewicht“ im Leben. Theodor Fontane lag wie viele mit seiner Frau im Dauerstreit darüber, welche Zeit er für die Familie hätte – dabei konnte er als Schriftsteller zuhause arbeiten.

Andere meinten, dass ein beruflich erfolgreicher Mann kein „Pantoffelheld“ sein könne. Wieder andere bestanden darauf, dass der Bereich des Gefühls und der familiären Beziehungspflege eine Domäne der Frau bleiben müsse. Der Unternehmer Werner von Siemens, der sich durch Hauslehrer und Mentoren bei seinen Kindern in der Vaterrolle vertreten ließ, fand es gut, dass Frauen den Männern den Rücken freihielten: „So ist das eben, die Frauen sind zuhause und für das Gefühl und das Soziale zuständig.“

Neben dem Bedauern, wenig Zeit für die Familie zu haben, fand Ochs sogar Äußerungen, wonach der Beruf eine Entlastung sein könne. Etwa, wenn zuhause alle krank waren und der Mann sich in den Beruf oder in die Politik zurückziehen konnte.

Habilitation

In ihrem Habilitationsprojekt „Beruf als Berufung? Die Work-Life-Balance bürgerlicher Männer im 19. Jahrhundert“ untersuchte Dr. Eva Ochs das berufliche Selbstverständnis und die Lebenspraxis von Bürgern des 19. Jahrhunderts. Lebenserinnerungen, Briefe und Tagebücher gaben Einblicke in retrospektive und zeitgenössische Deutungen der individuellen Lebenspraxis und ließen die Erforschung von Selbstbildern zu. Der Schwerpunkt lag auf dem Verhältnis zwischen Arbeit und Familie. Die Historikerin „begleitete“ bürgerliche Männer durch ihre Karriere und fragte, welchen Stellwert die Familie dabei hatte: Wie sahen sich die Bürger selbst in ihrem Bemühen, eine Balance zu finden zwischen Karriere und Familienleben? Verstanden sie sich als „Arbeitssoldaten“, die ihr Leben ausschließlich der beruflichen Sphäre widmeten? Welche Bedingungen stellten sich z.B. bei wohlhabenden (Unternehmer-)Familien für die Ausbildung und Begleitung des Nachwuchses in den Beruf im Vergleich mit Handwerkerfamilien?

Veröffentlichung

Eva Ochs: „Beruf als Berufung? Die Work-Life-Balance bürgerlicher Männer im 19. Jahrhundert“ (SOFIE. Schriftenreihe zur Geschlechterforschung, Band 25), Röhrig Universitätsverlag St. Ingbert, Juli 2020

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Frauen in die Politik: Wiederaufbau in der Nachkriegszeit

LWL-Historiker*innen erinnern angesichts 75 Jahre nach Kriegsende am 8. Mai 1945 daran, dass Frauen in der Nachkriegszeit eine besondere Rolle zugewiesen wurde.

Nachdem sich bereits im August 1945 die großen Parteien der Weimarer Republik wieder beziehungsweise neu gegründet hatten, fand sich nicht selten die Parole: „Nun sind die Frauen an der Reihe.“ Dabei war allerdings von Seiten der Parteien weniger an deren paritätischer Mitwirkung gedacht, als an ihre praktische, meist fürsorgerische Tätigkeit vor Ort in Frauenvereinen oder kommunalen Frauenausschüssen, um kurzfristig die größte Not zu lindern.

Ein solcher Frauenausschuss wurde zum Beispiel am 12. September 1946 in Dortmund ins Leben gerufen. Die britische Militärregierung begrüßte grundsätzlich eine stärkere politische Beteiligung von Frauen. Sie stand nicht nur den Frauenausschüssen positiv gegenüber, sondern befürwortete auch eine angemessene weibliche Repräsentanz in den Stadträten und deren Ausschüssen. So sprachen sich englische Behörden anlässlich der Kommunalwahlen im Oktober 1948 in einem Schreiben an Heinrich Austermann, den damaligen Stadtdirektor von Münster, ausdrücklich für eine stärkere Vertretung von Frauen im Rat und in den Ausschüssen aus. Im Ergebnis blieb der Aufruf der britischen Behörden jedoch ohne Erfolg. Im neugewählten Rat waren unter den 33 Mitgliedern nur zwei Frauen vertreten.

Während sich vielerorts soziale und kulturpolitische Vereine von Frauen gründeten, waren Frauen an der Wiedergründung der demokratischen Parteien nur vereinzelt beteiligt. In Ostwestfalen beispielsweise knüpfte die Sozialpolitikerin Friederike (Frieda) Nadig aus Herford an ihre politische Karriere in der SPD an, für die sie in den 1920er Jahren bereits in den Westfälischen Provinziallandtag gewählt worden war. Nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur beteiligte sich Nadig am demokratischen Wiederaufbau Deutschlands zunächst als Mitglied im Zonenbeirat für die Britische Zone und von 1947 bis 1950 als Landtagsabgeordnete im nordrhein-westfälischen Landtag. Außerdem gehörte sie 1948 zu den „vier Müttern“ des Grundgesetzes im Parlamentarischen Rat.

 

 

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Gender-Mediathek

Die Gender-Mediathek der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. ist ein kollaboratives Projekt, das Dozent*innen, Trainer*innen, Multiplikator*innen und Interessierte bei der Suche nach feministischen und geschlechterbezogenen audiovisuellen Lehr- und Lernmaterialien unterstützt. Im Internet gibt es zahlreiche Medien von unterschiedlicher Qualität und Machart, verteilt auf verschiedene Plattformen. Diese sind allerdings meist nicht thematisch sortiert erfasst und nicht immer leicht zugänglich. Hier das passende Medium zu finden, das für die eigene Themenstellung und die jeweilige Zielgruppe passend ist, ist oft zu zeitaufwändig.

Die Gender-Mediathek füllt diese Lücke. Sie finden hier audiovisuelle Medien zu feministischen und geschlechterpolitischen Themen, die über Volltext- oder Schlagwortsuche und Filterfunktionen gefunden werden können. Neben der Beschreibung des Inhalts, den Produzent*innen, technischen Angaben und Bezugsquellen finden sie auch Hinweise zum Einsatz der Medien in der Bildungsarbeit.

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In der Männerrepublik: Wie Frauen die Politik eroberten

»Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen sollte.« Bundesgesundheitsministerin Käte Strobel, 1959.

Die Bundesrepublik war lange eine Männerrepublik. Männer schrieben Geschichte. Männer besetzten Ämter. Männer gaben den Ton an. Und Frauen? Dieses Buch erzählt die politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland aus weiblichen Perspektiven. Lange Jahre waren Politikerinnen in der Bundesrepublik kaum sichtbar. Die erste Ministerin wurde 1961 berufen. Erst ein Sitzstreik von CDU-Frauen vor dem Kabinettssaal zwang Kanzler Konrad Adenauer dazu, Elisabeth Schwarzhaupt in sein viertes Kabinett aufzunehmen. Was ihn nicht daran hinderte, die Regierungsmitglieder weiterhin mit »Guten Morgen, meine Herren« zu begrüßen .

Im Zentrum dieses Buchs stehen charismatische Frauen, deren politisches Wirken und private Schicksale Auskunft über bis heute unerzählte deutsche Geschichte geben. Protagonistinnen sind Politikerinnen aller Parteien, die sich während der Bonner Republik in der Männerbastion Bundestag durchsetzten. Ihre Lebenswege sind geprägt von politischen und privaten Dramen, denn für ihren Einsatz bezahlten sie mitunter einen hohen persönlichen Preis. Viele sprechen in diesem Buch das erste Mal darüber, wie die Politik ihr Leben veränderte, wie ihr permanenter Einsatz zu schmerzhaften Trennungen und Entfremdungen führte, wie Politik sie süchtig machte oder mit welchen Mitteln die Männer aller Parteien sie bekämpften. Entstanden ist eine spannende Chronik des Kampfs um politische Gleichberechtigung, der bis heute anhält.

Torsten Körner: In der Männerrepublik: Wie Frauen die Politik eroberten, Verlag Kiepneheuer & Wirtsch, Köln 2020, 368 Seiten. ISBN 978-3-462-05333-3, 22,00 €

Leseprobe unter https://www.book2look.com/book/9783462053333

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Publikation ‚Herrin ihrer selbst‘

Ingeborg Boxhammer: ‚Herrin ihrer selbst‘: Zahnkunst, Wahlrecht und Vegetarismus – Margarete Herz und ihr Freundinnen-Netzwerk, Berlin/Leipzig: Hentrich & Hentrich 2019, 354 Seiten, 60 Abbildungen, ISBN 978-3-95565-339-2, 24,90 €

Welche Möglichkeiten hatten ledige jüdische Frauen im Deutschen Kaiserreich, ihre eigenen Wege zu gehen und sich selbst zu verwirklichen? Die Biographie von Margarete Herz (1872–1947) setzt neue Akzente zum Engagement in der Frauenstimmrechtsbewegung, der Lebensreformbewegung – und der Zahnheilkunde: Die Dentistin stand im Zentrum eines kleinen Netzwerkes selbstständig arbeitender Frauen. Sie und ihr „lesbian-like“ Freundinnenkreis kämpften für radikaldemokratische Bürgerinnenrechte. Später baute sich Margarete Herz mit einer vegetarischen Gaststätte und einem Reformhaus eine wirtschaftlich unabhängige Existenz auf. Diese wurde jedoch durch erstarkenden Antisemitismus und die nationalsozialistische Diktatur zerstört. 1938 gelang ihr die Flucht in die USA. Mit Hilfe der überlieferten Privatkorrespondenz einer Schwägerin, der Antifaschistin und Pazifistin Alice Herz (1882–1965), entstand ein lebendiges Porträt.

Mehrere deutsche Städte rücken genauer in den Blick und machen die Biografien für viele unterschiedliche Regionen interessant: Bad Sachsa, Berlin, Blankenburg/Harz, Bochum, Bonn, Bonn-Godesberg, Bonn-Mehlem, Eden/Oranienburg, Essen, Gelsenkirchen, Güstrow und Rostock.

Link zur Verlagsseite.

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Susanne Abeck / Uta C. Schmidt: Auf dem Weg zur Geschlechterdemokratie. Frauenwahlrechtsbewegungen im Ruhrgebiet

Die beiden Autorinnen haben einen Text für die Zeitschrift Ariadne verfasst. Archiv der deutschen Frauenbewegung (Hg.): Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, Heft 75: Gleichberechtigung als Prozess. Ideen – Entwicklungen – Folgen, Kassel 2019, ISSN 0178-1073, 23,00 €

Die Zeitschrift Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte erscheint seit 1985. Bis Heft 37/38.2000 führte sie den Untertitel Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung. Anliegen der Zeitschrift ist es, den Themenschwerpunkt des AddF „historische Frauen(bewegungs)geschichte“ für ein breit gefächertes Publikum auf vielfältige Weise aufzubereiten, nicht nur mittels wissenschaftlicher Beiträge, die nach Möglichkeit reich bebildert werden, sondern auch durch Dokumentationen. Sie versteht sich als Sprachrohr für Fragestellungen aus den Geschichts- und Kulturwissenschaften.

INHALT
Sabine Berghahn
70 Jahre Gleichberechtigung in der Verfassung

Susanne Abeck / Uta C. Schmidt
Auf dem Weg zur Geschlechterdemokratie. Frauenwahlrechtsbewegungen im Ruhrgebiet

Karin Gille Linne
Gleichberechtigt! Die Sozialdemokratinnen Elisabeth Selbert und Herta Gotthelf im Kampf um Art. 3 Abs. 2 Grundgesetz 1948/49

Anja Schröter
Der lange Atem der „inneren Emanzipation“ – Ostdeutsche Frauen und der Ehegattenunterhalt

Manuela Seifert
Alibi für die Gleichberechtigung? Soldatinnen in der Nationalen Volksarmee

André Dechert / Susanne Kinnebrock
Care – ein höchst ambivalentes Legitimationsmuster für Gleichberechtigung. Ein Vergleich öffentlicher Diskurse aus dem Wilhelminischen Kaiserreich, der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft und der frühen Bundesrepublik

Valérie Dubslaff
Die ‚deutsche Frau‘ und ihre Rechte. Die Gleichberechtigungsdebatten in der NPD (von den 1960er Jahren bis heute)

Lara Track
Frieden vernetzt. Transnationaler Friedensaktivismus und der Gleichberechtigungsprozess in der Bundesrepublik Deutschland

Silvia Ulrich
Gleichberechtigung. Frauenpolitik und Verfassung – der Kampf um Gleichstellung in Österreich

Sarah Kiani
„Eine Frau, die gezwungenermaßen Hausfrau ist, ist nicht zwangsläufig eine gute Mutter“. Die Gleichberechtigungskampagne in der Schweiz (1975-1981) und die Frage nach den feministischen Wellen

Dokumentation
Annemarie Wald: »Gleichberechtigung« ─ in Bonn und in der Praxis
Frieda Radel: Was wir erreichten

Katharina Hoffmann
Archivarbeit als Intervention. Das Frauenarchiv Sparrow in Indien

Cornelia Wenzel
Mit Rotstift und Contenance. Notizen zur Gleichberechtigung bei Elisabeth Selbert

Rezensionen

Bestellmöglichkeiten unter www.addf-kassel.de/publikationen/ariadne-75/

 

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Hedwig Averdunk. Privilegiert und diskriminiert

Eine Biografie von Doris Freer über die Duisburger Politikerin Hedwig Averdunk (1881–1974). Mehr unter

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Frauen im Bauhaus – Ausstellungen in NRW

Der Internationale Frauentag am 8. März erinnert jährlich an den Kampf um Frauenrechte. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielten Frauen in vielen Ländern erstmals die Möglichkeit, zu wählen. Die tatsächliche, auch gesellschaftliche Gleichstellung war (und ist) jedoch noch weit entfernt. Auch am Bauhaus wurde Gleichberechtigung postuliert – gelebt wurde sie jedoch nicht immer.

Am 8. März ist der Internationale Frauentag. Initiiert wurde er vor dem Ersten Weltkrieg von so berühmten Frauenrechtlerinnen wie Clara Zetkin. Sie forderten die politische und gesellschaftliche Gleichstellung von Mann und Frau. Mit der Weimarer Verfassung konnte zumindest die politische Gleichstellung verwirklicht werden: Darin wurden das aktive und passive Frauenwahlrecht festgeschrieben. Es ist mutigen Frauen auch aus dem Westen zu verdanken, die sich dafür einsetzten. Deren Biografien erforscht und präsentiert unser Online-Portal.

Damit begann sich auch der gesellschaftliche Status und der Selbstanspruch der Frauen zu verändern, jedoch nicht so radikal, wie man heute glaubt, wenn man an die Neue Frau der 1920er Jahre denkt. Die Ausstellung Mythos Neue Frau (17.2. – 17.11.2019) des LVR-Industriemuseum Tuchfabrik Müller thematisiert diesen Widerspruch zwischen Realität und Mythos. Gezeigt wird die Schau vom 29.3. bis zum 1.11.2020 auch im LWL-Industriemuseum TextilWerk Bocholt. Wie sich die Stellung der Frau auf dem Land veränderte, wird das LVR-Freilichtmuseum Lindlar mit der Sonderausstellung „Neue Politik. Frauen auf dem Land“ zeigen.

Literatur: Müller, Ulrike: Bauhaus-Frauen. Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design. München: Elisabeth Sandmann Verlag GmbH. 2009

 

 

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Gender Studies: Internationales Zentrum gegründet

Die Ruhr-Universität Bochum (RUB) gründet das Marie-Jahoda-Center for International Gender Studies. Die Geschlechterforschung an der RUB blickt auf eine mehr als drei Jahrzehnte währende Geschichte. Schon seit den 1980er-Jahren besteht das „RUB-Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung“, das auf einen engen interdisziplinären Austausch und zugleich den aktiven Aufbau nationaler und internationaler Forschungs- und Lehrkooperationen setzt. Nun geht die RUB mit dem Marie-Jahoda-Center den nächsten Schritt.

Sie führt ihre maßgeblichen Instrumente zur Bildung von Gender-Wissensnetzwerken zusammen – die Marie-Jahoda-Gastprofessur und die Masterstudiengänge Gender Studies – und entwickelt sie weiter. Mit dem Leitmotto „Creating Gender Knowledge Networks – Building Bridges to Society“ fügt sich das neue Zentrum nahtlos in die Gesamtstrategie der RUB ein. „Der Netzwerkgedanke steht dabei im Vordergrund“, so Rektor Prof. Dr. Axel Schölmerich. Das Zentrum sei auch ein weiterer Eckpfeiler der Bochumer Bewerbung im laufenden Wettbewerb zur Exzellenzstrategie.

In der Tradition Marie Jahodas

Mit der Gründung des Centers stellen sich die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem kultur- und sozialwissenschaftlichen Bereich und die RUB erneut in die Tradition der österreichischen Sozialpsychologin Marie Jahoda (1907 bis 2001), die bereits Namenspatronin für die renommierte Gastprofessur für internationale Geschlechterforschung war. Marie Jahoda steht für wissenschaftliche Strahlkraft, für gelebte Interdisziplinarität und Internationalität sowie für eine konsequente Verbindung von Wissenschaft und gesellschaftlichen Fragestellungen.

Netzwerk in der Universitätsallianz

Ziel des Zentrums ist es, ein gutes Forschungsumfeld für Kooperationsprojekte zu schaffen und das besondere fachübergreifende Forschungsprofil konsequent fruchtbar zu machen. Prof. Dr. Katja Sabisch, Direktorin der Bochumer Gender Studies, hebt dafür die Bedeutung der Universitätsallianz Ruhr hervor: „Die Potenziale unserer Zusammenarbeit in der Geschlechterforschung sind enorm. Mit dem Center wird dies auf eine langfristige Basis gestellt.“

Die künftige Geschäftsführerin des Centers, Dr. Beate von Miquel, sieht als besonderes Merkmal, dass „Forschung und Lehre um den Wissenstransfer ergänzt werden, um dem gesellschaftlichen Bedarf nach Reflexion von Geschlechterbildern und Geschlechterwissen zu begegnen.“ Ein aktuelles Beispiel für das produktive Zusammenwirken von Forschung und Transfer ist die Kampagne „Unser Campus“. Der Hashtag Me-Too oder die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur „Dritten Option“ hatten zuvor gezeigt, dass es notwendig ist, neue Maßnahmen zu entwickeln, um einen inklusiven Campus zu schaffen.

Nachwuchsförderung

Ein starkes Augenmerk legt das Center auf die Förderung und Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Wenn es offiziell eröffnet wird, sollen sich vor allem Studierende, Doktoranden und Postdocs angesprochen fühlen. „Unser Call for Papers für die interdisziplinär organisierten Workshops richtet sich insbesondere an den Nachwuchs“, so Maximiliane Brand, Koordinatorin der Gender-Studies-Studiengänge und Sprecherin des wissenschaftlichen Mittelbaus im Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW.

Termin

Die offizielle Eröffnungsfeier des Centers fand am 25. und 26. Juni 2019 statt.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Katja Sabisch
Gender Studies
Fakultät für Sozialwissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 22988
E-Mail: katja.sabisch@rub.de

 

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Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags, Verfassunggebende Preußische Landesversammlung und Preußischer Landtag 1919–1933

Mit diesem Handbuch werden erstmals die Biographien von allen Abgeordneten der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung und des Preußischen Landtags 1919–1933 vorgelegt. Das Land Preußen galt in der Weimarer Republik als demokratisches ‚Bollwerk‘. Erstmals zogen 1919 auch Frauen in das Parlament ein.

Das Handbuch ermöglicht den Zugriff auf eine in Vielfalt und Aussagekraft umfassende Zusammenstellung personengebundener Daten und Fakten zur Geschichte des deutschen und preußischen Parlamentarismus. In den Biographien spiegeln sich verschiedene Epochen in Deutschland – Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Bundesrepublik Deutschland bzw. DDR. Die Verfolgung von Abgeordneten im Nationalsozialismus und Stalinismus wurde besonders erforscht und dokumentiert, um Erinnerung möglich zu machen.

Das umfangreiche Handbuch, hinter der eine jahrelange akribische Forschungsarbeit steckt, ist für das Ruhrgebiet von großem Interesse und Erkenntniswert, weil dort zahlreiche Informationen und weiterführende Quellen- und Literaturhinwiese zu Frauen zu finden sind, die sich mit der Erlangung des Wahlrechts  wählen ließen. So sind dort z. B. die Informationen zu Albertine Badenberg oder Helene Wessel zu finden. Die Erstgenannte kam aus Steele und war von 1923 bis 1933 Mitglied des Preußischen Landtags, die Zweitgenannte wuchs in Hörde auf, wurde 1928 in den Landtag gewählt und war eine der vier „Mütter“ – neben 61 „Vätern“ – des Grundgesetzes.

Inhaltsverzeichnis sowie weitere Informationen auf der Website des Peter Lang Verlags.

Barbara von Hindenburg (Hg.), Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags, Verfassunggebende Preußische Landesversammlung und Preußischer Landtag 1919–1933. Reihe: Zivilisationen und Geschichte / Civilizations and History / Civilisations et Histoire, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Warszawa/Wien 2017, 2790 Seiten, ISBN 978-3-653-07049-1, 303,80 €

 

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„Männer wollten damals mutlos werden“

Wie kam es dazu, dass mit der Novemberrevolution 1918 ein Wahlrecht beschlossen wurde, das Frauen und Männer staatsrechtlich gleichstellte? Was waren die Voraussetzungen für diese größte Wahlrechtserweiterung aller Zeiten? Welche Akteurinnen forderten im Ruhrgebiet das Wahlrecht?

Susanne Abeck & Uta C. Schmidt: „Männer wollten damals mutlos werden“. Die Einführung des Frauenwahlrechts im Ruhrgebiet, in: Forum Geschichtskultur Ruhr, Schwerpunktthema: 1918/1919 – Revolution an der Ruhr, 02/2018, S. 38-42, ISSN 1436-7661, Bezug über den Klartext-Verlag, info@klartext-verlag.de